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Vielleicht ist es ein Stück vom Paradies, das auf den Bildern von Zoe Guglielmi zu sehen ist, auf jeden Fall weht ein Hauch von Unschuld über ihre Leinwand. Tiere tauchen als vermeintliche Allegorien auf; Bekannte, Freunde, Verwandte erscheinen wie in einem Traum, sind seltsam starr, posieren in entrückten Posen und werden wie selbstverständlich in reichlich verstörende Umgebungen verfrachtet. Diese Settings sucht Zoe Guglielmi rein intuitiv aus, sie kann sie nicht erklären, kaum steuern, ebenso wenig, wie sich Träume beeinflussen lassen: „[...] you are innocent, when you dream [...]“1.

Jene Unschuld, die den Tieren nachgesagt wird, überträgt sie auf die ProtagonistInnen in ihren Bildern. Die Malereien wirken wie Traumbilder, die Farbigkeit ist immer sanft, hat etwas Verschwommenes. In pastelligen Tönen sind die beinahe naturalistischen, jedoch seltsam irrealen Bilder gehalten, deren Ästhetik Geschichten aus der griechischen und römischen Mythologie in Erinnerung ruft.

Die vermeintlichen Allegorien, die mitunter auch in den Titeln der Arbeiten auftauchen, können nicht aufgelöst werden – ebenso wenig, wie der Versuch, die Bilder mit dem Handwerkzeug von KunsthistorikerInnen zu untersuchen, Aufschluss über deren Inhalte geben könnte. Zoe Guglielmi malt nicht, um Bedeutungen zu konstruieren, sie träumt ihre Bilder auf die Leinwand. Fragmente aus unterschiedlichsten Kontexten werden von Guglielmi zu ästhetischen Einheiten verschmolzen, ohne besonderes Augenmerk auf die Konstruktion von neuen Narrationen zu legen. Durch die Geradlinigkeit der Darstellung schafft sie ein Mysterium, dem, wie es scheint, mit Worten nicht beizukommen ist. Ihre Malereien wecken Emotionen unterschiedlichster Art - sie nähern sich in gewissem Sinne der Definition von Kunst nach Joseph Beuys an: "[…] das Kunstwerk ist das allergrößte Rätsel, aber der Mensch ist die Lösung."2.

Klaus Bock (2009)

 

1 aus dem Lied „Innocent When You Dream“ von Tom Waits

2 zit. nach Heiko Schomberg in seinem Vortrag am 9. Mai 1996 in Marburg: "Der erweiterte Kunstbegriff des Joseph Beuys", http://www.heiko-schomberg.de/beuysvortrag.html, download am 31.8.2009